Stay@home, Woche 1 : Lea

Jetzt ist (erst mal) alles anders, alles muss neu strukturiert werden, neue Routinen geschaffen werden. Die Ausbreitung des Corana-Virus heißt für mich ganz konkret, zu lernen, dass ich nicht weiß, was in 2 Wochen ist, oder gar in 2 Monaten. Und gewöhnlich, ist es das, was ich gut kann und was ich in meinem Alltag brauche: Dinge planen. Sein dies nun Veranstaltungen für LiLiGoesMental, Treffen mit Freunden oder das nächste Schreibprojekt. Ich plane und organisiere, schreibe Daten und Termine in mein Bullet Journal und bereite mich auf Kommendes vor. Tja, und nun? So wirklich weiß im Moment niemand, was die nächsten Wochen bringen werden und das führt dazu, dass mein Körper aktuell unter Dauer-Stress steht. Jetzt muss ich mich erst mal mit dem Gedanken anfreunden, dass ich vieles nur noch sehr kurzfristig planen und entscheiden kann. Die fehlende Selbstwirksamkeit macht mir im Moment am meisten zu schaffen; ich selbst kann nicht mehr frei entscheiden, wie ich meine Zeit verbringe. Geliebte Menschen auf einen Kaffee in der Uni treffen ist nicht mehr möglich, genauso wenig das sonntägliche Kuchen-Essen mit meinen Großeltern. Stattdessen sitze ich nun vor meinem Laptop und hoffe, dass die Internetverbindung für ein Skype-Gespräch mit meinen Freunden ausreicht.

Nach der ersten Woche, in der vieles neu und anders war, merke ich so langsam, was ich jetzt am meisten brauche: das Gefühl, dass es noch Dinge gibt, die ich kontrollieren kann.  Und die Erkenntnis, dass Home-Office und zu Hause sein nicht heißt, dass ich nun 100mal produktiver sein muss und kann als zuvor.

Eine Sache, die ich beeinflussen kann, ist mein Medien-Konsum. Und ich meine hier nicht in erster Linie, wie viele Staffel meiner Lieblingsserie ich auf Netflix bingewatche. Instagram, Twitter und Facebook lassen sich alle innerhalb von 2 Sekunden auf meinem Handy finden und öffnen und zack, schon springt mir die erste Eilmeldung oder Nachricht der Tagesschau ins Auge. Zwischen neuen Statistiken zur Ausbreitung des Virus, Ratschlägen von Ärzten und allzu oft auch Menschen, die eindeutig nicht qualifiziert sind, solche Ratschläge zu erteilen, komme ich kaum dazu durchzuatmen. Einerseits ist es schön, dass ich mich jederzeit auf den aktuellsten Stand zur Krise bringen kann, andererseits heißt dies für mich nun auch: nur weil ich es kann, heißt das nicht, dass ich es sollte. Mir tut es eindeutig nicht gut im Sekundentakt mit News konfrontiert zu werden und es liegt an mir, das Handy wegzulegen und stattdessen zu lesen, puzzeln, schlafen oder Critical Role zu schauen. Und wenn ich das Gefühl habe, dass ich neue Informationen brauche, weiß ich, wo ich sie finden kann.

So offensichtlich es auch klingt, eine andere Sache, die ich kontrollieren kann, ist wie ich meinen Tag verbringe und wann ich welche Aufgabe erledige. Das ist oft nicht der Fall, wenn ich in der Uni bin, denn dort fällt es mir häufig schwer, abzuschalten. Kaum ist die eine Mail beantwortet, kommen die nächsten drei ins Postfach, welche ich dann schnell zwischen meinen Kursen und diversen hochschulpolitischen Treffen beantworte. Wenn ich morgens in der Uni ankomme, weiß ich nie genau, welche Termine und Aufgaben sich für den Tag noch ergeben werden, denn die kommen oft ganz spontan und verlangen dennoch meine volle Aufmerksamkeit. Jetzt im Home-Office kann ich wesentlich besser kontrollieren, welchen TOP meiner To-Do Liste ich wann bearbeite. Mails muss ich nicht sofort beantworten, denn ich habe die Gewissheit, dass ich auch später am Tag oder morgen noch dafür Zeit habe. Ich kann immer noch Pläne erstellen für baldige Abgaben und versuchen mich dran zu halten. Ich kann Termine vereinbaren und in mein Bullet Journal schreiben für Skype-Verabredungen mit meinen Freunden. Und wenn mir das alles nicht genug ist, kann ich sogar feste Zeit planen, in denen ich einen Mittagsschlaf mache.

Wenn dann aus diesem Mittagsschlaf ein ganzer Tag auf dem Sofa wird an dem ich nichts mache, außer Sims zu spielen und mit meinen Freunden zu schreiben, muss ich nun auch lernen, mich deswegen abends nicht schlecht und schuldig zu fühlen.  Denn ebenso wie ich gemerkt habe, dass ich es mir nicht gut tut, ständig neue Meldungen über Social Media zu bekommen, hilft es mir nicht, mich durch Instagram und Co. mit anderen zu vergleichen. Andere, die in meinen Augen wesentlich produktiver sind. In der ersten Woche im Home-Office sind die meisten meiner To-Dos unerledigt geblieben und trotzdem noch neue dazugekommen. Aktuell kann ich nicht sagen, wie die nächste Woche wird; ob mir mein neuer Alltag den Mindset ermöglicht, konzentriert an meinen Aufgaben zu arbeiten, oder ob ich einfach noch länger brauche mich umzugewöhnen. Wie bei vielen Dingen, gibt es auch in dieser Hinsicht keinen Weg, der für alle gleich gut funktioniert oder richtig ist. Ich bin momentan noch dabei, herauszufinden, wie mein Alltag und neue Routinen aussehen müssen, damit ich in einem gewissen Maße produktiv sein kann und es mir dabei mental und körperlich gut geht. Zum Glück habe ich ja nun etwas Zeit, das zu lernen.

Bis dahin, stay safe and @home

Lea

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