Stay@home, Woche 2: Maren

Die zweite Woche in meiner selbst gewählten Quarantäne ist nun fast vorbei. Es scheint, als würde die Zeit still stehen, aber sie tut es nicht. Anfang der Woche dann die allgemeine Kontaktsperre. Auch wenn ich bereits eine Woche ohne persönliche Kontakte hinter mir hatte ohne das Gefühl, eingeschränkt zu sein, machte mir diese verordnete Kontaktsperre Angst. Was genau bedeutet das nun? Wie lange wird das Ganze noch andauern? Werde ich die nächsten Wochen und Monate meine Freunde nicht sehen können? Was ist mit den Festivals und Märkten, die anstehen? Gefühlt ist das Jahr 2020 jetzt schon gelaufen, bevor es überhaupt richtig angefangen hat. Auch die Uni geht in den Notbetrieb. Am liebsten würde ich mich den ganzen Tag ins Bett legen, mir die Decke über den Kopf ziehen und in eine Schockstarre verfallen, bis alles vorbei ist. Aber die Welt steht nicht still, und so kann auch meine eigene Welt nicht still stehen. Ich brauche neue Routinen, um mir selbst das Gefühl zu geben, in einer Zeit der Unsicherheit wenigstens ein wenig die Kontrolle zu behalten. Wenigstens mein eigenes Leben weiter bestimmen zu können und mich nicht eingeschränkt zu fühlen. Und ja, auch wenn das alles gleich sehr positiv klingt, das Etablieren neuer Routinen braucht Zeit. Und natürlich gab es Fehlschläge und es wird sie immer geben. Aber das stört mich nicht. Stattdessen lerne ich aus diesen „Fehlschlägen“ und akzeptiere sie. Denn wenn etwas einmal nicht so funktioniert, wie es funktionieren sollte, wollte mein Unterbewusstsein mir wahrscheinlich mitteilen, dass ich an diesem Tag einfach Ruhe und Zeit brauchte. Und wenn ich den ganzen Tag mit meiner Lieblingsserie verbringe oder meine Kutte für die Festivals nähe, dann ist das gut so, weil es für mich gut ist. Ich brauche dann kein schlechtes Gewissen haben, weil ich nicht an meiner Hausarbeit geschrieben habe. Ich habe etwas für mich und mein Wohlergehen getan und das ist viel wichtiger, als weitere 200 Wörter, die am Ende noch großer Blödsinn sind.

Wie in meinem letzten Beitrag versprochen, schreibe ich heute etwas zu meinen neuen Routinen, die mir diese Woche weitestgehend geholfen haben.

Routine 1: Keinen Wecker stellen

Wecker und ich waren noch nie die besten Freunde. Wir führen eher eine Hassliebe. Mein bester Freund ist die Snooze-Taste, die im Halbschlaf gedrückt einem noch fünf Minuten gewährt. Dieses Spiel wiederholt sich des Morgens zwischen 5 und 25 Mal. Der Wecker setzt mich unter Druck, die Snooze-Taste vermittelt das Gefühl von trügerischer Sicherheit. Dennoch brauche ich den Wecker, wenn ich Termine habe. Ich habe derzeit aber vormittags keine Termine, also warum sollte ich mich dann von einem Wecker unter Druck setzen lassen? Und siehe da, ich schaffe es, früher aufzustehen, als ich dachte. Vielleicht sollte ich immer auf den Wecker verzichten?

Routine 2: Morgenroutine

Wie oft habe ich dieses Wort in der letzten Zeit auf den verschiedensten Social-Media-Kanälen gelesen… Und jedes Mal, wenn ich mir dann anschaue, was andere Seiten mir empfehlen, wird mir das Gefühl vermittelt, dass meine Routine falsch ist. Ich starte nicht jeden Tag mit einem Lächeln, stattdessen laufe ich morgenmuffelig durch die Wohnung auf der Suche nach Kaffee. Ich fange nicht mit einem guten und gesunden Frühstück an, stattdessen setze ich mich mit meinem Kaffee auf den Balkon und versuche, auf mein Leben klarzukommen. Nach dem Frühstück, in meinem Fall Kaffee, mache ich keinen Sport. Stattdessen mache ich mein Bett, das ist schon Kraftakt genug, wenn man es ordentlich macht. Danach noch das Zimmer aufräumen und ab ins Bad, um mich für den Tag zurecht zu machen. Und ich stelle fest: Eine richtige Hose und ein bisschen Make-up helfen mir, mich auf die Arbeit vorzubereiten. Anschließend mache ich mir jeden Morgen das gleiche Lied an, um mich auf die Arbeit einzustimmen(Carry on Wayward Son ist einfach ein guter Song, den kann ich nicht oft genug hören). Während das Lied läuft, richte ich mein Home Office ein, schreibe mir die Aufgaben in mein Journal (und hole mir meistens noch einen Kaffee, denn ganz wach bin ich noch nicht). Dann noch ein bisschen durch das Zimmer tanzen, wenn mir danach ist, und schon kann der Tag losgehen.

Routine 3: Kleine Ziele setzen

Jeder von uns kennt das: Nach der Morgenroutine sitzen wir am Schreibtisch und wollen voller Tatendrang an unseren Aufgaben arbeiten. Und… Joa… Da sitzt man nun am Schreibtisch… Joa… Hmm… Vielleicht sollte ich noch einmal die Mails checken? … Wie zu erwarten, nichts Neues… Okay… Jetzt fange ich an zu arbeiten… Ich starre nicht einfach nur die leere Seite an… Ich bin jetzt produktiv… Okay… Aber jetzt… Grillenzirpen…

Anstatt des erwünschten Schreibflusses habe ich am Ende gar nichts geschafft und fühle mich einfach nur mies. Ich habe also angefangen, mir ganz, ganz kleine Ziele zu setzen. Statt darauf zu hoffen, dass ich 4000 Wörter am Stück schreibe, schreibe ich lieber nur 100-200 Wörter. Oder ich nehme mir vor, ein Kapitel zu lesen anstelle des gesamten Buches. So generiere ich für mich viel schneller und einfacher Erfolgserlebnisse, die ich abhaken kann. Und je kleiner das Tagesziel, desto schneller kann ich es erreichen und mich wieder meiner Serie oder meiner Kutte widmen.

Und nun zu meinen Fehlschlägen:

Es war eindeutig nicht meine beste Idee, als ich versuchte, mich am Dienstag mit nur einer Folge und nur einem Patch zu belohnen, bevor ich überhaupt angefangen hatte, etwas zu tun. Am Ende hatte ich erfolgreich 5 Patches auf meiner Kutte und die halbe Staffel meiner Serie durch. Immerhin habe ich notgedrungen noch Wäsche gewaschen, aber für die Uni habe ich am Ende des Tages nichts gemacht. Aber das ist für mich vollkommen okay. Ich habe daraus gelernt, wie wichtig mir meine persönliche Morgenroutine ist. Und ich habe gelernt, dass sich Kutten nur mit Blut, Schweiß und Tränen am besten nähen lassen. Die Erkenntnisse haben gereicht, um kein schlechtes Gewissen zu haben 🙂

Mal schauen, ob diese Routinen mir nächste Woche auch noch helfen, oder ob ich da andere brauche. Ich werde euch berichten 🙂

Bis dahin, bleibt gesund 🙂

Maren

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