Muttertag

Am 8. Mai ist Muttertag. Wenn ich das hier schreibe ist Mitte April und schon jetzt laufen die ersten Werbespots im Fernsehen. Für Blumen, Schokolade, das ganze Drum und Dran. Auch Anzeigen für Themenreisen habe ich schon gesehen. Und in den nächsten Wochen wird das mit der Werbung wahrscheinlich noch schlimmer werden. Für mich ist Muttertag ein komischer Tag, denn ich habe keine Mutter mehr. 

Meine Mutter ist vor 10 Jahren gestorben, und seitdem damit zu leben, ist ein ständiges Auf und Ab. Und dann gibt es da diesen einen Tag im Jahr, der nur dafür gedacht ist, seine Mutter zu ehren. Aber wie geht man damit um, wenn man seine Mutter bereits zu früh verloren hat? 

In meiner Familie war Muttertag nie eine große Sache. Soweit ich mich erinnern kann, gab es vielleicht Blumen und eine selbstgebastelte Karte, aber keinen Ausflug oder ein besonderes Essen. Trotzdem war der Tag und die Zeit davor nach dem Tod meiner Mutter schwierig. Durch die ganze Werbung wurde mir immer wieder vor Augen geführt, was ich nicht mehr hatte. Dass ich nie wieder Zeit mit ihr verbringen konnte, dass ich mich nie wieder bei ihr bedanken konnte, dass ich ihr nie wieder sagen konnte, wie lieb ich sie habe. Das tat weh, und tut es manchmal immer noch. Jedes Jahr habe ich dann versucht, die Werbung und die obligatorischen Muttertags- Postings bei Facebook und Instagram zu ignorieren. Vielleicht habe ich diesbezüglich auch eine etwas zynische Haltung entwickelt. Aber es hat geholfen, irgendwie zumindest, ein bisschen. 

Die letzten Jahre habe ich nie bewusst über Muttertag nachgedacht, es war zu viel anderes los (Pandemie und so weiter). Dieses Jahr, jetzt, dachte ich, es wäre ein interessantes Thema für einen Blogbeitrag und habe mich dran gesetzt. Und dabei ist mir aufgefallen, dass Muttertag mir nicht mehr so viel ausmacht. Klar, ich vermisse meine Mutter immer noch manchmal, und ja, es tut manchmal auch immer noch echt weh. Aber Muttertag ist kein Auslöser mehr dafür; wenn ich die Werbungen sehe, kommt kein Schmerz und keine Trauer mehr. 

Ich stehe inzwischen vielleicht darüber (zumindest dieses Jahr), aber ich weiß, wie hart der Tag selbst und die Werbespots sein können. An alle, die darunter leiden, aus welchem Grund auch immer: Es ist okay. Ihr seid nicht alleine. Und ich wünsche euch, dass ihr einen Weg findet, damit umzugehen. Vielleicht wird es irgendwann leichter, vielleicht auch nicht. Aber was immer auch passiert, ihr schafft das!