Kürzlich erschien der Jahresreport der Techniker Krankenkasse zum Thema „Wie geht’s Deutschlands Studierenden?“ Die Antwort ist eindeutig, wenn auch zu Teilen leider wenig überraschend: zunehmend schlechter.
Für den Report hat die TK im Januar 2023 unter anderem repräsentativ bundesweit insgesamt 1.000 Studierende ab 18 Jahre vom Meinungsforschungsinstitut Forsa zu ihrer Gesundheit befragen lassen. Die befragten Studierenden geben an, dass sich ihr subjektiver Gesundheitszustand in den letzten acht Jahren stark verschlechtert hat: 68 Prozent der Befragten geben an, aktuell oder in den letzten 12 Monaten durch Stress erschöpft zu sein (2015: 44 Prozent), 59 Prozent klagen über Kopfschmerzen (2015: 47 Prozent), 55 Prozent sind von Rückenschmerzen betroffen (2015: 40 Prozent), 53 Prozent leiden unter Konzentrationsstörungen (2015: 21 Prozent) und 43 Prozent haben Schlafprobleme (2015: 27 Prozent).
Diese Zahlen sollten bereits für sich stehend, Grund zur Sorge und Anlass für Veränderung an Hochschulen sein sollte, sind aber nicht der Anlass, aus welchem ich mich zum TK-Report äußere. Schockierender als die vorgestellten Zahlen, ist für mich das Fazit, welches die TK daraus ableitet. Im Vorwort des Reports schreibt Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse, nach einer ernüchternden Zusammenfassung der Situation von studentischer psychischer Gesundheit folgendes Resümee: “Es besteht also Handlungsbedarf, denn wir möchten, dass die zukünftigen Fach- und Führungskräfte gesund ins Berufsleben starten.”
In genau einem Punkt stimme ich der Aussage von Jens Baas zu: es besteht Handlungsbedarf! Aber nicht, weil Studierende die Führungskräfte von morgen sind, sondern weil sie es verdienen, mit ihren individuellen Problem, Sorgen und Ängsten ganzheitlich gesehen zu werden, im Hier und Jetzt!
Es ist unbedingt notwendig Studierende nicht nur als zukünftige Arbeitnehmer*innen zu sehen, die mit ‘verschleppten’ psychischen Erkrankungen zur Belastung der Arbeitswelt und so zu finanziellen Risiken für Krankenkassen werden. Solch ein Verständnis von Studierenden ist emblematisch für ein neoliberales, kapitalistisch geprägtes Verständnis von Gesundheit und Krankheit als Markern von individueller Verantwortung und Produktivität, aber fernab der Lebensrealität von Studierenden, die sich gegenwärtig belastet fühlen und Unterstützungsangebote in Anspruch nehmen möchten und müssen.
Die Zahlen, die der Report der TK darstellt, zeigen auf, wie viel Handlungsbedarf es noch gibt, damit Hochschulen zu einem Ort werden, an dem Studierende nicht massenhaft ihre (psychische) Gesundheit einbüßen. Der Report zeigt ebenso, wenn auch nicht beabsichtigt auf, warum es weiterhin wichtig ist, sich dafür einzusetzen, den Diskurs um psychische Gesundheit ganzheitlich und Menschen-zentriert zu gestalten.
Link zur Website der TK mit Bericht und weitergehendem Material.