“… that the people have the power”

(19) Choir! Choir! Choir! & Patti Smith sing “PEOPLE HAVE THE POWER” in NYC with Stewart Copeland – YouTube

Gedankenspiel:
Achtklässler*innen müssen im Deutschunterricht 2040 nicht wie wir damals den Nutzen von Schuluniformen und Klassenaquarien erörtern, sondern Analysen über die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf das Leben der Menschen verfassen. Die Zettel werden ziemlich düster aussehen – Krankheit, Einsamkeit, Arbeitslosigkeit, Frustration, Überarbeitung, Gewalttätigkeit, Hoffnungslosigkeit …
Aber weil es bei allen Themen – auch bei einer globalen Katastrophe – zwei Seiten der Medaille gibt, lohnt es sich, einen Blick auf die andere Seite zu werfen.
Es mag makaber klingen, aber:

Was können wir Positives aus der Krise ziehen?
(Bitte mit verstellter Stimme wie aus „Das Leben des Brian“ lesen: „Was haben die Römer je für uns getan? — Nichts!“)

  • Wir werden gezwungen, kreativ zu sein. Altbewährtes funktioniert nicht mehr. Aus der Not heraus entwickeln wir Ideen, die schönere Bezeichnungen als ‚Notlösungen‘ verdient haben. Wir passen unsere Pläne an und merken, dass Plan B, C oder X auch Vorteile hat.
  • Wir werden nachsichtiger mit uns. Hand aufs Herz: Nimmt nicht fast jede*r im Lockdown zu? Abgesagte Hochschulsportkurse und geschlossene Fitnessstudios haben Folgen und Schokolade schmeckt zu Hause noch besser. Aber das ist okay. Dann wiegen wir eben ein bisschen mehr als sonst. Wir werden wieder mehr Sport machen. Und wenn wir uns in unserem tageslichtentwöhnten und bewegungsverlernten Körper unwohl fühlen, gehen wir spazieren oder lassen uns von Mady Morrison auf der Yogamatte begrüßen. (Hier übrigens eine dezente Empfehlung ihrer aktuellen 30-Tage-Yoga-Challenge.)
  • Wir lernen, dass es weitergeht. Immer. Auch wenn man sich das manchmal nicht vorstellen kann. Egal ob ein Virus das öffentliche Leben runterfährt oder nicht: Die Welt dreht sich weiter. Gestern, heute, morgen. Und übermorgen. Zum Glück.
  • Und das wohl Wichtigste: Wir sind ja nicht allein! Es sind so viele Menschen um uns! Gut, manche von ihnen tragen die Maske unter der Nase und manche heißen Donald Trump, aber die meisten sind umgängliche, angenehme Zeitgenossen.
    Das sehe ich als große Chance dieser schweren Zeit der Einschränkungen: Wir müssen nicht allein mit den Folgen der Krise umgehen, sondern können uns mit Gleichgesinnten austauschen.
    Ich kann übrigens der Theorie etwas entgegensetzen, dass man während Corona im Studium niemanden kennenlernen kann: Am Ende einer Breakout-Session-Gruppenarbeit haben eine Kommilitonin und ich festgestellt, dass wir beide gern Yoga machen. Seitdem zoomen wir jeden zweiten Morgen beim gemeinsamen Yoga. Den Luxus einer kleinen Yoga-Session zwischen zwei Seminaren hätten wir in der Uni nicht.
    Natürlich ist es ein bisschen ungewohnt, eine Freundschaft von Bildschirm zu Bildschirm aufzubauen. Aber es geht.

Mir hilft es sehr, mich mit anderen Menschen auszutauschen und zu merken: Ich bin ja gar nicht allein. Die haben ja auch Probleme, sich zu motivieren. Die sind ja gar nicht weiter mit der Hausarbeit als ich. Die sind auch seit Tagen gereizt und haben keine Lust auf nichts. Und das ist okay.

Wir werden gemeinsam diese Pandemie überstehen, wenn wir uns nicht spalten lassen. Wenn wir darauf vertrauen, dass es sich lohnt, diese Welt aktiv zu gestalten.

People have the power!

Ich wünsche uns den Mut, auf Menschen zuzugehen, die wir interessant finden. Offenheit, um sich auch unter diesen schwierigen Bedingungen zu vernetzen. Und Kreativität, um weiterhin Wege zu finden, sich nah zu sein.

Wer weiß: Vielleicht bist ja gerade du die Person, die etwas Großes in Gang setzen kann. Vielleicht ist es genau dein Talent für kreative Lösungen, dein technisches Geschick oder dein kommunikatives Wesen, das anderen Menschen Kraft schenkt.
Und falls du jetzt denkst, dass du doch viel zu klein bist, um etwas zu bewirken: Versuch mal zu schlafen, wenn eine Mücke im Raum ist.
(Frei zitiert nach dem Dalai Lama)