Mir reicht’s – ich geh’ schaukeln!

Ich denke, die Pandemie hängt jedem Menschen dieser Erde zum Halse raus.
Es nervt, es belastet, es stört, es hindert, es macht traurig.

Natürlich gibt es auch ganz angenehme Nebeneffekte: keine überfüllten Hörsäle oder eine laute, vollgedrängte Mensa, kein in die Hacken Treten und in den Nacken Atmen beim Einkaufen…

Doch im Großen und Ganzen reicht es einfach! Was mich am meisten ermüdet und an den Rand der Verzweiflung bringt, sind die immer noch lauthals rufenden Querdenker*innen, die Leugner*innen, die Besserwisser*innen und Pseudo-Virolog*innen. Nur ein Blick auf eine Person, die die Maske mal wieder unter der Nase trägt, reicht, um mich auf die Palme zu bringen. Es kann doch nicht sein, dass man nach 1,5 Jahren (!) Pandemie noch nicht eingesehen hat, dass eine korrekt getragene Maske Leben retten kann. Gerade gestern ist in meinem Örtchen wieder jemand an/mit Corona verstorben – die Person war noch keine 50 Jahre alt. Wie kann man dieses Virus immer noch auf die leichte Schulter nehmen?

Und ja, ich weiß, dass es nicht gut ist, sich darüber aufzuregen. Ich weiß auch, dass es mir selbst nicht gut tut, mich einzumischen, etwas zu sagen… Selbst nichts sagen, es runter schlucken, weitergehen und ärgern, ist nicht wirklich hilfreich. Aber ich sehe es nicht ein, nicht zu reagieren. Ich möchte nicht einfach die Augen verschließen vor der Ignoranz, die sich mir nahezu täglich bietet. Dann haben solche Pfosten doch freie Bahn. Selbst bei facebook und YouTube-Kommentarspalten gebe ich bisweilen contra. Lasse Beschimpfungen über mich ergehen und sogar Drohungen, man würde mich nach der Pandemie ins Gefängnis schmeißen, weil ich eine Lüge verbreite. Es sei übrigens verwerflich, mit Solidarität für Körperverletzung (Impfung) zu werben. Ob diese Menschen wissen, dass auch ein Haarschnitt beim Friseur ohne Einwilligung Körperverletzung ist?

Meiner Meinung nach ist und bleibt Solidarität der einzige Ausweg aus dieser Misere, für die ja nun die Mehrheit der Menschen absolut nichts kann. Und wir müssen uns alle zusammentun, damit möglichst viele Menschen unbeschadet diese doofe Krankheit überstehen bzw. gar nicht erst bekommen. Denn gerade viele ernsthaft Erkrankte sind noch lange nicht in Sicherheit, zumindest solange, bis wir die Herdenimmunität erreicht haben. Da bei uns im Kreis Erstimpfungen für mindestens die nächsten 6 Wochen nicht mehr vergeben werden (danke an eine gewisse Task Force dafür), sieht es dafür ziemlich düster aus. Eine Bekannte von mir ist lungentransplantiert und akut krebskrank. Sie und ihre Mitbewohnerin haben vor ca. drei Wochen erst ihre Impfung erhalten. Und bei ihr ist nicht einmal sicher, ob es aufgrund des geschwächten Immunsystems überhaupt etwas bringt. Und dann haben oben genannte Menschen die „audacity“, die Dreistigkeit, mir zu entgegnen, dass sei ja nicht ihr Problem, ihre Zuständigkeit, da haben sie eben Pech gehabt.

An dieser Stelle kurz die Bitte, sich impfen zu lassen, wenn man die Möglichkeit hat. Nur so gibt es für alle Hoffnung auf ein quasi-normales Leben. Und ich wünsche uns allen, dass diese olle Pandemie bald nur noch in der Erinnerung spukt und wir uns an einen, wenn auch „neu-normalen“ Alltag mit Präsenzveranstaltungen wieder gewöhnen können. Ich für meinen Teil werde jedenfalls die Maske bestimmt in der Grippesaison wieder hervorholen. Den vollen Audimax fand ich dann noch nie so prickelnd 😀

Ich werde auch weiterhin versuchen, mich weniger aufzuregen. Ich will nicht, dass meine Laune durch solche Ignorant*innen schlechter wird. Denn es gibt ja auch so viel Schönes, gerade jetzt im Frühsommer. Und die Spielplätze sind nicht mehr mit Flatterband abgesperrt. Da sollte ich mir öfter sagen: Ich lass die Leute ab jetzt einfach reden. Es reicht, ich geh‘ jetzt schaukeln!