Ich hasse Weihnachten.
So, ich hab’s gesagt.
Ich hasse Weihnachten, aber nicht wegen der kitschigen und nervigen Musik oder wegen der stressigen Suche nach Geschenken oder weil die Stadt überlaufen ist. Ganz im Gegenteil: das einzig Positive was ich der Weihnachtszeit abfinden kann, ist tatsächlich der Weihnachtsmarkt.
Nein, ich hasse Weihnachten, weil es eben Weihnachten ist. Weil es weh tut, seelisch, so sehr, dass ich es manchmal schon körperlich spüre. Früher dachte ich der Spruch “Es zerreißt mir das Herz” wäre nur eine übertriebene Metapher… heute weiß ich es besser.
Ich hasse Weihnachten, weil es anstrengend ist. Nicht körperlich, sondern mental und emotional. Nicht, weil ich nicht das perfekte Geschenk finde, sondern weil Weihnachten zu beladen ist. Zu viele Erinnerungen, zu viel Trauma.
Wer meinen anderen Blogbeitrag gelesen hat, weiß, dass meine Mutter an Weihnachten ins Krankenhaus gekommen und kurz danach gestorben ist. Das ist jetzt genau 10 Jahre her. Es sollte keinen überraschen, dass Weihnachten seitdem scheiße ist für mich.
Aber dieses Jahr ist es besonders schlimm. Ich weiß nicht genau, wieso. Vielleicht weil ich inzwischen zur Therapie gehe; das führt dazu, dass ich nicht mehr alles vergraben oder herunterschlucke, sondern mich mit meinen Emotionen auseinandersetze. Auch die bezüglich Weihnachten. Die, die noch immer richtig wehtun.
Die Weihnachtszeit und besonders die emotional aufgeladenen Werbungen im Fernsehen erinnern mich an das, was ich nicht mehr habe: eine intakte Familie (meine Großeltern sind inzwischen auch gestorben, ich habe eigentlich nur noch meinen Papa).
Seit dem Tod meiner Mutter gibt es aber auch irgendwie keine wirklichen Traditionen mehr bei uns; Mama war da immer eher die treibende Kraft. Das heißt, jedes Jahr muss immer von Grund auf geplant werden, es läuft halt nicht einfach so von selbst, was das alles noch zusätzlich anstrengender macht als es sowieso schon ist.
Dieses Jahr mehr denn je stehe ich vor einem Zwiespalt: einerseits will ich mit Weihnachten nichts zu tun haben, andererseits möchte ich es trotzdem feiern, am liebsten so wie früher. Aber da das ja leider nicht geht, dann wenigstens nach meinen eigenen Regeln.
Ich habe sogar ernsthaft überlegt, über die Weihnachtstage wegzufahren. Nur ich, irgendwo ins Nirgendwo, Weihnachten komplett ignorierend. Ich weiß nur nicht, ob mir das helfen würde oder es noch schlimmer macht.
Für dieses Jahr ist es eh zu spät. Also bleibt mir nur übrig, es durchzuziehen. Irgendwie. Wahrscheinlich mit vielen Tränen und dem ein oder anderen Zusammenbruch. Meine Therapeutin hat gesagt, ich solle das ruhig zulassen, es wäre besser, als das herunter zu schlucken. Ich weiß, dass sie Recht hat, aber es fühlt sich trotzdem beschissen an.
Ich hasse Weihnachten.
Und ich hasse, welche Macht es über mich hat.
In diesem Sinne: keine frohen Weihnachten, weil ich weiß, dass es nicht für jeden eine gute Zeit ist.
Stattdessen wünsche ich allen viel Kraft und hoffe, dass jeder irgendwie die Feiertage übersteht ohne komplett unterzugehen.
Es ist vielleicht nur ein kleiner Trost, aber bitte denkt dran: Ihr seid nicht alleine und es geht vorbei! Versprochen!