Wie es ist…Depressionen

Hallo Welt da draußen!

Manchmal frage ich mich, was wohl Außenstehende Personen über Depression denken. Vielleicht so etwas wie: Dann ist man doch traurig, oder?

Klar, Depressionen können traurig machen. Aber es ist nicht das Hauptsymptom dieser Erkrankung. Es hat so eine Bandbreite an Auswirkungen auf den Körper und den Geist und somit auf das tägliche Leben, dass das Gesamtbild einen wohl traurig macht.

Was genau bedeutet Depression für den Betroffenen dann? Ich kann hier meine Empfindungen beschreiben und interessanterweise weiß ich durch Gespräche, dass es anderen Betroffenen in vielen Punkten ebenso ergeht.

Wenn ich an meine Depression denke, dann fallen mir dazu meine Gedanken ein. Ich bin mit Freunden unterwegs. Auf einer Party vielleicht oder im Park.

Ich fühle mich außen vor. Als würden mich alle angucken und auf mich zeigen. Als würden alle über mich denken: Was will die denn hier? In Wirklichkeit lächeln die Anderen mich vielleicht an oder halten sich zurück, da ich still bin. Aber ich kann nicht anders als still sein, denn ich habe Angst. Angst vor diesen Gefühlen falsch zu sein. Ich fühle mich klein und möchte mich verstecken.

Wenn ich an meine Depression denke, fällt mir der Sport ein. Ich bin beim Fitness in der Uni und es macht Spaß. Und irgendwas triggert mich. Vielleicht der Song, der mich an eine Situation erinnert, oder eine Person im Raum. Es ist wie ein Schalter und plötzlich wird die Welt langsam. Meine Lunge zieht sich zusammen. Es kommt keine Luft hinein. Meine Glieder sind aus Blei. Ich muss stehen bleiben und atmen, um nicht erdrückt zu werden und lauthals loszuheulen. Ich kann nicht mehr. Die Gefühle der Angst und Hilflosigkeit übermannen mich.

Wenn ich an meine Depression denke, kommt mir der Morgen in den Sinn. Meist wache ich mit Schmerzen auf. Im Rücken oder im Kopf. Ich fühle mich erschlagen. Als hätte ich die Nacht durchgemacht, anstatt zu schlafen. Warum aufstehen, wenn man nur Schmerzen hat? Wie soll man morgens aufstehen, wenn die eigenen Hobbys einem keinen Spaß mehr machen? Wie soll man aufstehen, wenn man keine Nähe mehr zu seinem Partner oder Freunden fühlen kann? Wie soll man aufstehen mit dem Gefühl ungenügend zu sein? Warum aufstehen, wenn einen nichts erwartet?

Wenn ich an Depression denke, dann fällt mir dieses eine Gefühl ein. Als wäre mein Körper unfassbar schwer. Jede Bewegung ist ermüdend und anstrengend. So als würde ich einen Druck auf mir spüren wie beim Tauchen, als wäre ich am Boden eines tiefen Meeres mit kilometerweiten dunklem Wasser über mir. Kalt und drückend.

Ihr merkt die Gefühle, die meine Depression auslöst, und die Situationen sind vielfältig und es fallen mir noch so viele mehr ein. Man sollte nicht vergessen, dass Depression eine psychische Erkrankung ist, die sehr komplex wird. Auf geistiger und emotionaler Ebene kann sie so viele Einflüsse haben. Und der Körper leidet immer mit. Erdrückende Gedanken und Emotionen sind ein unfassbarer Stress für den Körper und daher ist es kein Wunder Probleme mit dem Rücken zu bekommen, dem Magen, dem Kopf oder sogar schwerere Krankheiten. Viele Betroffene, die ich kenne, haben auch körperliche Beschwerden. Und geht es einem körperlich schlecht, wirkt es auch auf die Psyche.

Depressionen sind erdrückend und ein schwieriges Thema, aber solltest du jemanden mit Depressionen kennen habe nicht nur Mitleid. Versuche auch weitere Aspekte an der Person zu sehen, die diese ausmacht, denn da werden reichlich sein. Ein Mensch mit Depressionen ist unfassbar stark, mutig und geduldig. Stark, diese schweren Gefühle und andauernden Schmerz auszuhalten und diese unfassbar schwierigen Themen, die einem begegnen, anzugehen. Jede Situation im Alltag kann eine Herausforderung darstellen, denn sie kann einen auf eine Art treffen, wie sie es ohne Depression nicht tun würde. Diese Herausforderungen anzugehen ist mutig und bedarf viel Geduld.  Wenn Erkrankte ihre Lage verändern wollen, müssen sie sich selbst verändern. Und das funktioniert mit Übung, gefühlt ewig lang und ewig oft.

Die Depression, finde ich, birgt neben all dem Leid etwas sehr Wichtiges. Wenn ich einen langen, produktiven Tag hatte und es mir abends anfängt schlecht zu gehen, weist sie mich darauf hin einen Gang runterzuschalten und mir und meinem Körper Gutes zu tun. Im diesem Sinne ist die Depression wie ein Aufpasser für mich. Sie zeigt mir meine Grenzen und erinnert mich daran auf mich Acht zu geben.

Solltest du an Depression erkrankt sein, denke daran, egal wie wütend und verzweifelt man wegen der Situation sein mag, die Depression bietet immer das Potential zu wachsen. Es bietet dir die Möglichkeit dich mit dir zu befassen und dich näher kennen zu lernen. Sie hilft dir über den Horizont hinauszuschauen und zu erfahren ganz du selbst zu sein. Du wirst dich lieben lernen und Reichtum in deinem Leben finden, den du vorher nicht wahrnehmen konntest. Deine persönliche Weiterentwicklung wird zwangsläufig zum Thema Nummer eins und was gibt es Schöneres als sich die Erlaubnis zu geben ganz für sich da zu sein und sich um sich selbst zu kümmern.

Meine Depression hat mir gezeigt, dass es so viel Unentdecktes in meinem Leben gibt, worauf ich mich freue dem zu begegnen. Meine Depression hat mich für mich achtsam gemacht und ich bin mit Dankbarkeit gefüllt die Möglichkeit zu haben mich wieder zu finden. Ich bin stark und mutig und geduldig. Ich trage Liebe in mir, für mich und meine Umwelt. Ich trage Schmerz, ich trage Heilung und ich bin mir absolut sicher alles in mir zu tragen, was ich benötige, um zu wachsen und wieder aus dem Herzen lachen zu können. Und ich bin mir absolut sicher, dass jedes Wesen auf dieser Erde und damit jeder Mensch dieses Potential und diese Fülle in sich trägt. Jeder von uns kann diese finden, auch wenn manchmal Hilfe von Nöten ist. Wenn du also an Depressionen erkrankt bist lass dir sagen: Ich glaube an dich und wünsche dir noch alles Gute auf deinem weiteren Weg. Bleib mutig und stark. Vertraue auf dein Innerstes und darauf wer du bist. Vertraue darauf was kommt.

Rock on & Namaste´

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