Dreijähriges Jubiläum

Da wir diesen Monat unser Jubiläum feiern, werden wir im Laufe der Zeit einige liebe Menschen, die uns in den drei Jahren begleitet und tatkräftig unterstützt haben, in unserem Blog zu Wort kommen lassen.

Wir danken euch auf diesem Wege, dass ihr mit uns gemeinsam das Thema Mental Health an die Öffentlichkeit bringt.

Was bin ich?

#pridemonth

Ich denke, jeder kommt mal an den Punkt, an dem er (fast) alles hinterfragt, sein Leben, seine Entscheidungen, seine Fähigkeiten (etwas, worüber meiner Meinung nach viel zu wenig offen gesprochen wird!). Wie soll meine Zukunft später mal aussehen, ist das Studium/die Ausbildung wirklich das Richtige für mich, kriege ich das alles hin mit dem Erwachsensein…? All diese und ähnliche Fragen, Zweifel und vielleicht schon beinahe Angst habe ich auch, meistens immer phasenweise und oft, wenn ich denke, bei anderen klappt es scheinbar bestens.

Mir geistert aber manchmal noch eine weitere Frage im Kopf herum, die sich vielleicht nicht jeder stellt/stellen muss: wer bin ich? Oder nein, richtiger: was bin ich? Diese Frage hat nichts mit einer Existenzkrise zu tun (naja, vielleicht schon ein bisschen, um ehrlich zu sein), sondern bezieht sich vielmehr auf meine sexuelle Orientierung.

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Danke, Gut!

Eines Tages musste ich mal wieder für die Woche einkaufen gehen. Eigentlich hatte ich keine Lust in die Öffentlichkeit zu gehen und wollte viel lieber in meinen vier Wänden bleiben. Der Grund war, dass es mir nicht gut ging. Denn die Uni, die Arbeit und meine Hobbies sind mir über den Kopf gewachsen. An diesem Tag wollte ich nichts tun. Einfach mal die Seele baumeln lassen. Mich ausruhen und zu Kraft kommen. Aber ich musste noch einkaufen. Also raffte ich mich irgendwann nachmittags auf zum Supermarkt. Ich dachte mir, nur schnell Obst, Gemüse und Schokolade für‘s Glücklich-Sein kaufen und dann wieder zurück in meine vier Wände. Auf einmal wurde ich von der Seite angesprochen und ich erkannte direkt die Stimme einer Kommilitonin. Sie fragte mich, wie es mir geht.
 
Was soll ich nun antworten? Die immer gleiche Antwort, die jeder gibt, die ich an jeder Ecke höre, wenn sich Personen unterhalten? Soll ich mit „Danke, gut” antworten Aber mir geht es nicht gut. Ich bin erschöpft, meine Aufgaben sind mir zu viel geworden. Meine Psyche ist im Keller.
 Möchte mein Gegenüber  überhaupt hören, dass es mir nicht gut geht?
 Kann mein Gegenüber überhaupt mit meiner Antwort umgehen?
 Auf einmal schießen mir diese und viele weiteren Fragen durch den Kopf.
 Und am Ende antworte ich wieder mit “Danke, gut”.

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Ein offenes Gespräch über Depressionen

Der Kabarettist Kurt Krömer lud sein Kollegen Torsten Sträter in seine Sendung „Chez Krömer“ ein. Ich habe mich auf eine dreißigminütige Sendung eingestellt, wo ich die Seele baumeln lassen kann und mich von deren Humor anstecken lasse. Ab der zehnten Minute änderte sich das Blatt und die beiden redeten über ihre Depressionen. Ehrlich. Offen. Ernst. Empathisch. Ruhig. Ohne Schnörkel. Keine Sekunde langweilig. Keine Sekunde lächerlich. Jede Sekunde wichtig. Schildern, wie sie sich in der tiefsten Phase gefühlt haben, beschreiben, wie sie sich heute fühlen.  
 „Du bist ein Hoffnungsträger”, sagt Sträter zu Krömer und bedankt sich damit für seine Offenheit. Das Thema gehört an die Öffentlichkeit und man darf sich nicht verstecken. Krömer und Sträter  setzten sich für eine Krankheit ein, die zu oft in unser Gesellschaft ein Tabu ist. 

Torsten Sträter und Kurt Krömer im Chez Krömer-Studio; Quelle: rbb/Daniel Porsdorf
Chez Krömer – Zu Gast: Torsten Sträter (S04/E01)

Mir reicht’s – ich geh’ schaukeln!

Ich denke, die Pandemie hängt jedem Menschen dieser Erde zum Halse raus.
Es nervt, es belastet, es stört, es hindert, es macht traurig.

Natürlich gibt es auch ganz angenehme Nebeneffekte: keine überfüllten Hörsäle oder eine laute, vollgedrängte Mensa, kein in die Hacken Treten und in den Nacken Atmen beim Einkaufen…

Doch im Großen und Ganzen reicht es einfach! Was mich am meisten ermüdet und an den Rand der Verzweiflung bringt, sind die immer noch lauthals rufenden Querdenker*innen, die Leugner*innen, die Besserwisser*innen und Pseudo-Virolog*innen. Nur ein Blick auf eine Person, die die Maske mal wieder unter der Nase trägt, reicht, um mich auf die Palme zu bringen. Es kann doch nicht sein, dass man nach 1,5 Jahren (!) Pandemie noch nicht eingesehen hat, dass eine korrekt getragene Maske Leben retten kann. Gerade gestern ist in meinem Örtchen wieder jemand an/mit Corona verstorben – die Person war noch keine 50 Jahre alt. Wie kann man dieses Virus immer noch auf die leichte Schulter nehmen?

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Nur noch eine Folge, dann fange ich wirklich an… – Prokrastination

Eigentlich müsste ich gerade an meiner Bachelorarbeit schreiben. Aber… ich prokrastiniere. Dieses Problem kennen wahrscheinlich viele Studierende. Ob Studienleistung, Texte lesen, für eine Klausur lernen, Hausarbeiten schreiben. Man könnte direkt damit anfangen… oder die Fenster putzen. Die Blumen möchten auch ein größeres Zuhause haben, also müssen die erst umgetopft werden. Oh, die Spülmaschine ist fertig, da muss ich hingehen, denn das kann ja nicht warten. Okay, jetzt nur noch eine Folge und dann fange ich an. Es gibt unendliche viele Möglichkeiten, um Aufgaben, die dringender und wichtiger sind, aufzuschieben. Unendlich viele Möglichkeiten und fast ebenso viele individuelle Gründe, warum man prokrastiniert.

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Mein Weg zur Therapie – Erfahrungsbericht 3

Mein mentaler Tiefpunkt kam mit der Recherche für meine Bachelorarbeit. Hier sammelten sich alle berufsbezogenen Zweifel in mir, die mich immer am stärksten belastet haben: „Mache ich das nach dem Studium und wenn nicht, was dann? Bin ich diesen Anforderungen gewachsen? Die werden merken, dass ich das nicht wirklich kann und werden genervt von mir sein! Alle um mich herum machen so krasse Dinge und sind so viel besser!“.

Ja, Konkurrenzdenken liegt mir, vor allem, um mich damit abzuwerten. Kein Wunder also, dass ich zehn Minuten nach dem Lesen eines Textes mich immer wieder weinend vorfand. Auch mein Freund war vom ständigen Auffangen meiner Emotionen am Ende und meinte „Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt für eine Therapie“. Er war wegen anderen Dingen schon seit einem halben Jahr bei der Therapie und erzählte immer wieder, wie gut es ihm tat, mit einer unbefangenen Person, der er vertraut, seine Erlebnisse zu reflektieren und wie stark sich sein Denken verändert hatte.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich mir selbst gesagt „Ja, das klingt echt toll, irgendwann möchte ich auch mal eine Therapie machen, das könnte mir sicher auch gut helfen.“, aber nun merkte ich „F*ck, ich krieg´s allein auch gar nicht hin“.

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Mein Weg zur Therapie – Erfahrungsbericht 1

Einmal vorweg: Ich habe zwei Therapien aufgrund einer diagnostizierten Depression gemacht und auch einige Male Antidepressiva verschrieben bekommen.

Der Weg zu meiner ersten Therapie war recht… nun ja… holprig. Und das lag primär an mir. Ich hatte bereits während meiner Schulzeit immer wieder depressive Episoden, die allerdings nicht so schwerwiegend waren, als dass ich für mich eine Therapie überhaupt in Betracht gezogen hätte. Ich war nicht einmal der Meinung, dass ich überhaupt ein Problem hatte.

Zu Beginn meines Studiums änderte sich etwas. Zu den auf einmal auf mich einprasselnden Anforderungen des Studiums – ich habe nie lernen müssen, zu lernen – kamen noch schwerwiegende private Probleme. Nichtsdestotrotz wollte ich schnell und bestmöglich mein Studium durchziehen. Ich setzte mir also so viele Kurse wie möglich in meinen Stundenplan… und zerbrach an der Last. Das Studium, die privaten Probleme, alles wurde mir irgendwann einfach nur noch zu viel. Ich fiel in ein tiefes, tiefes Loch. Und aus diesem kam ich nicht mehr heraus.

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“Im Ausland war es scheiße!”

Ein Thema, das mir schon länger unter den Nägeln brennt, ist der Erwartungsdruck, der mit Auslandsaufenthalten einhergeht. Über Schüleraustausche liest man eventuell noch mehr Kritik, da dort oft die Gasteltern als Fehlerverursacher benannt werden können. Bei eigenständigen Abenteuern aber als Erwachsene hat das Erlebnis das beste des Lebens zu werden. Man ist ja selbst für das Ergebnis verantwortlich.

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Wie es ist… mit Depersonalisation (DP) und Derealisation (DR) zu leben

Wie erzählt man Menschen, dass man wahrnehmungsgestört ist?

Ich würde vermuten, dass die meisten von DP und DR noch nichts gehört haben. Dennoch kennt diese Symptome fast jede*r, die mal eine lange Nacht hatten, völlig übermüdet waren oder einen Schock erlebt haben. Depersonalisation äußert sich darin, dass man sich von außen betrachtet – so, als ob man nicht Teil des Geschehens wäre. In Filmen wird dieses Element oft bei Unfällen gebraucht. Derealisation äußert sich darin, dass man sich selbst und seine Umgebung nicht als real empfindet – alles wirkt weit weg, nicht in 3D, sondern eher wie ein Gemälde, das man sich anschaut.

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